Als doch sehr muntere Gruppe haben wir uns längst aus den verschiedenen Bülls zusammengefunden. Und wenn immer donnerstags zum Unterricht Fahrdienste erforderlich sind, staunen die Eltern über die Entfernungen, die dann doch zwischen Klanxbüll und Neugalmsbüll (ein Mädchen kommt sogar aus Fahretoft) zu bewerkstelligen sind, wenn wir Unterricht an wechselnden Orten haben – mal im Gemeindehaus Klanxbüll, dann im Pastorat Emmelsbüll, im alten Pastorat Horsbüll und im Eckhof Neugalmsbüll.

In den letzten zwei Monaten war einiges los: Anfang September fuhren wir von Freitag auf Samstag nach Schleswig um das dortige Bibelzentrum zu besuchen. Auch unsere Jugendteamerin Maike Johannsen war mit dabei. Die Zugfahrt war ganz spannend, die Jugendherberge Schleswig ganz o.k. Abends besuchten wir in der Schleswiger Innenstadt die Schnellimbiss-Buden und waren im Bowlingcenter. Viel geschlafen haben die meisten die Nacht nicht! Aber wenigstens ging dieses Mal kein Zimmerschlüssel verloren wie bei der letzten Gruppe, wo die Jungens dann im Treppenhaus ihr Nachtlager aufschlagen mussten. Im Bibelzentrum gab es allerhand zu entdecken, beliebt sind immer die schmucken Kopfbedeckungen, wenn auf einmal Konfirmanden sich in mittelalterliche Nonnen oder Mönche verkleiden dürfen und mit Tinte und Feder einen Bibelvers abschreiben, als Buchdrucker zu Zeiten Gutenbergs ans Werk gehen oder aber als Nomaden sich den Alltag zur Zeit Abrahams und Sarahs vorzustellen versuchen. Mit vielen Eindrücken und dann doch nach der kurzen Nacht reichlich müde ging es auf die Heimfahrt.

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So ging es dann weiter: Na ja, donnerstags Unterricht. Am 30. September wirkten die Konfirmandinnen und Konfirmanden in Horsbüll im Gottesdienst bei der Vorstellung der 10-Gebote-Tafeln mit. Im Pastoratsgarten Horsbüll wurden unter der sachkundigen Anleitung von Gärtnermeister Thomas Andresen zwei Apfelbäume gepflanzt als kleiner Beitrag zum Klimaschutz und im Andenken an den Luther zugeschriebenen Ausspruch: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergänge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

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Nach den Herbstferien trafen wir uns dann erstmals im Eckhof in Neugalmsbüll zum Unterricht, lernten in einem Filmbeitrag das Leben Anne Franks kennen, bereiteten den Gottesdienst für Volkstrauertag vor und unternahmen eine Fahrt in die Gedenkstätte in Ladelund. Frau Dr. Katja Happe brachte uns die Geschichte dieser Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme nahe: was Menschen Menschen antun konnten! Mit Mitgliedern des Kirchengemeinderates Emmelsbüll-Neugalmsbüll gingen wir durch die Ausstellung und lernten Schicksale kennen. Dass in Holland Männer eines ganzen Dorfes verhaftet und verschleppt wurden, nur weil Widerstandskämpfer gegen die Nazibesatzung in der Nähe einen Anschlag auf ein Fahrzeug der deutschen Wehrmacht verübt hatten, hat uns sehr berührt. Manche der Verschleppten waren nur wenige Jahre älter als unsere Konfirmanden. Und viele kehrten nicht heim - in dem Lager, das nur sechs Wochen bestand, starben in kürzester Zeit 300 Menschen. Wie mutig der Pastor von Ladelund damals war – er war ursprünglich der NSDAP beigetreten, kam dann aber ins Nachdenken über die unmenschliche Behandlung der Gefangenen im Lager, steckte ihnen heimlich etwas zu essen zu und setzte sich dafür ein, dass die Verstorbenen nicht schnell verscharrt wurden. Jeder bekam ein eigenes Grab, und der Pastor nahm an den Beisetzungen bei und betete für jeden ein Vater unser. Wie kostbar es nach dem Krieg für die Angehörigen war in Ladelund wenigstens die Gräber ihrer Lieben vorzufinden und so einen Ort für ihre Trauer zu haben! Und wie kostbar Frieden ist - und dass wir alles, was in unser Macht steht, tun müssen gegen aufkeimende Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen heute. Das waren ein paar Gedanken, die dieser Besuch in uns angestoßen hat.

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